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Das große Gulligrauen – Amphibientod hinter Gittern

Ein Beitrag von Simon Hinrichs

Sobald die Temperaturen im März nicht mehr unter 5 °C sinken, beginnen viele Frösche, Kröten und Molche zu ihren angestammten Gewässern zu wandern um sich fortzupflanzen.

Echte „Weitstreckenläufer“ dabei sind Erdkröten (Bufo bufo), welche von teilweise über 2.000 m Entfernung „anreisen“. Molche dagegen, wie der bei uns häufige Teichmolch (Triturus vulgaris), halten sich meist „nur“ im Umkreis von wenigen Dutzend Metern der Gewässer auf, was bei ihrer geringen Körpergröße und den kleinen Beinen aber auch verständlich ist. Der Grasfrosch (Rana temporaria) ist meistens der erste am Tümpel, er lässt sich auch von noch kühleren Temperaturen nicht abschrecken.

Gans ungefährlich – vor den pflanzenfressenden Graugänsen brauchen Erdkröten keine Angst zu haben. (Foto: S. Hinrichs)
Gans ungefährlich – vor den pflanzenfressenden Graugänsen brauchen Erdkröten keine Angst zu haben. (Foto: S. Hinrichs)

Auf den Wanderungen zu diesen Laichgewässern (Laich = Eier) lauern etliche Gefahren auf die Amphibien. Neben vielen natürlichen Fressfeinden wie Reiher, Storch, Dachs oder Fuchs, sorgt der Mensch für eine Vielzahl von „indirekten“ Gefahren. Auf diesen Wanderungen fallen nämlich viele Amphibien in Kellerschächte und Gullis, welche dann zu wahren Massengräbern werden können. Denn meistens sind die Wände viel zu hoch und zu steil, sodass die Tiere dort entweder ertrinken oder verhungern; ein nur kurzzeitiges „Frühlingserwachen“.

Auf diese Weise sterben jährlich tausende Amphibien in Deutschland, wenn sie nicht vorher bereits auf den Straßen totgefahren worden sind. Hohe Kantsteine sind sowohl für das Wasser als auch für Frösche, Kröten und Molche eine Art Leitlinie direkt in die Gullis. Ein meist schleichender Tod, welchen wir überhaupt nicht mitbekommen. Ebenso funktionieren Hauswände, welche die Amphibien dann in die Kellerschächte leiten. Das betrifft ebenso viele, teils seltene Laufkäfer.

Problematisch ist auch, dass gerade in warmen Sommern feuchte und dunkle Gullis Amphibien magisch anziehen können und so zur Todesfalle werden.

Dagegen kann man doch was tun!?

Na klar, denn damit die Amphibien gar nicht erst in die Gullis hinein fallen, sollte man diese mit Draht sichern. Für die größeren Tiere reicht ein normaler Kaninchendraht, doch Molche und junge Frösche oder Kröten fallen auch durch diese Maschen locker hindurch, sodass man eine Art Fliegengitter aus Metall (möglichst rostfrei) zur Abdeckung von Schächten und Gullis verwenden sollte.

Wichtig ist, dass Gullis regelmäßig von Laub und Zweigen befreit werden, damit das Wasser weiterhin abfließen kann. 

Ebenso sollten bei hohen Kantsteinen Aufstiegshilfen geschaffen werden, damit die Amphibien erst gar nicht in die Gullis geleitet werden. Eine dauerhafte Lösung wäre das Absenken der Kantsteine.

 

Kellerschächte am eigenen Haus etc. kann man ganz einfach mit einer Art Hühnerleiter „entschärfen“, über welche Kleintiere wieder in die Freiheit krabbeln können. Oder besser gleich mit feinmaschigem Draht absichern.

Amphibien sind wichtige Elemente in der Nahrungskette und ernähren viele andere Tiere. Unnötige Tode sollten daher unbedingt vermieden werden.

Auch Brunnen können zur Todesfalle werden, wenn Amphibien in sie hineinfallen können. Ebenso können Mäuse, Kaninchen oder Igel in ihnen ertrinken. Daher sollte man diese ebenfalls mit entsprechenden Ausstiegshilfen ausstatten und regelmäßig kontrollieren.

Zudem sollte man immer Handschuhe tragen, damit unsere salzigen Hände die empfindliche Haut der Amphibien nicht verletzt.

Schauen Sie doch mal in ihrem Kellerschacht nach, welche Arten sich dort verbergen und geben Sie ihnen eine „zweite Chance“. Wer Gullis an Straßen kontrolliert, sollte dies nie alleine tun, immer eine Warnweste tragen und nach Möglichkeit Warnkegel oder ein Warndreieck aufstellen.

Städte, Gemeinden und Bezirke sollten auf besonders gefährliche Gullis / Schächte aufmerksam gemacht werden, damit diese entsprechend „entschärft“ werden können.

 

Abschließend ein kleines Video: Grasfrösche werden am Laichgewässer in die Freiheit entlassen. (Aufnahme: B. Binnewies) 

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Kommentare: 2
  • #1

    Lilian (Samstag, 06 April 2019 21:41)

    Schöner Beitrag mit tollen Fotos. Vielen Dank für die Aufklärung. Darüber hatte ich mir bisher nie Gedanken gemacht.

  • #2

    Hamburger Deern (Dienstag, 16 April 2019 20:36)

    Ein super informativer und aufklärender Beitrag. Besonders interessant die Fotos mit entsprechenden Untertiteln. Weiter so!