Ein Beitrag von Anina Massinger
Natursteinwälle sind biodiversitätsfördernde Lebensraumstrukturen, welche in der früheren Kulturlandschaft regelmäßig zu finden waren. Durch intensive Landnutzung, Städtebau und Ziergärten gehen sie zunehmend verloren. Sie zeichnen sich vor allem durch die Dominanz von Steinen und Schotter, gute Entwässerung, hohe Sonneneinstrahlung und damit verbundener Hitze, Trockenheit und Wärmespeicherung aus. Sie dienen hervorragend dazu, Böschungen zu befestigen.
Es ist geschafft: Der "fertige" Natursteinwall bei schönstem Herbstwetter. Foto: A. Massinger
Zudem bilden sie einen wichtigen Lebensraum für Reptilien wie Eidechsen und Schleichen, Kleinsäugetiere wie beispielsweise Igeln und verschiedenster Insekten, darunter Wildbienen und Schmetterlinge. Um diese wertvollen Lebensräume zu fördern, legten wir im Oktober 2020 im Rahmen unserer Biotopentwicklungsarbeiten einen Natursteinhang auf dem Energieberg Georgswerder an.
Wir wählten einen Standort gen Süden aus und befreiten diesen zuerst von der vorhandenen Vegetation. Anschließend lockerten wir mit Spaten und Schaufel den Untergrund und arbeitenden Sand in das anstehende Substrat ein. Dies fördert Durchlüftung und Entwässerung des Grundes.
Mit einer Harke verteilten wir dann das lockere Material und verdichteten es unter Eigengewicht trittfest.
Aufbau des Natursteinwalls: Schritt für Schritt. Fotos: A. Massinger
Im Anschluss wurde karrenweise Schutt und Naturstein angefahren und geschichtet. Dadurch entstehen neben sich aufheizenden Sonnenplätzen auch tiefe Ritzen, welche als Versteckmöglichkeit für die Fauna dienen.
Die Schichten aus Findlingen und Schutt ergänzten wir durch Totholz und Wurzeln, um die Strukturvielfalt zu erweitern. Zwischen Geröll und Gehölz ließen wir offene Flächen für gefährdete Lebensraumspezialisten wie z.B. Insektenlarven, die auf ungestörte Sandlebensräume spezialisiert sind.
Aufbau des Natursteinwalls: Schritt für Schritt. Fotos: A. Massinger (l+r), T. Demuth (m)
Die potenzielle Flora kann neben Sukkulenten und Gräsern auch aus Stauden, die ein saures und nährstoffarmes Milieu bevorzugen, bestehen. Der Natursteinwall muss zukünftig regelmäßig durch Rupfen und Zupfen von unerwünschter Vegetation befreit werden, damit die spezifischen Eigenschaften dieses Lebensraumes gehalten werden können.
Auch kleinere Natursteinwälle oder Steinhaufen erweitern die Strukturvielfalt an einem Standort.
Mit wenig Geröll und kleinen, offenen Sandflächen kann man zur Biotopvielfalt und damit auch Artenvielfalt beitragen. So kann in jedem Garten vielfältiges Leben gefördert werden.
Wir freuen uns auf die zukünftigen kleinen und großen Besucher und Bewohner der neuen Natursteinböschung auf der Deponie Georgswerder.
Die Böschung vor (02.10.2020) und nach (09.10.2020) Bearbeitung aus ähnlicher Perspektive. Fotos: T. Demuth
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