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Kraniche im Tister Bauernmoor

Ein Beitrag von Torsten Demuth (erstmalig erschienen am 01. Oktober 2014)

Tausende Kraniche fliegen derzeit jeden Abend in das Moor ein, um dort sicher zu nächtigen. Morgens bei Sonnenaufgang fliegen sie dann laut trompetend ab, um in der näheren Umgebung nach Nahrung zu suchen. Ab November ziehen sie weiter in ihre Winterquartiere.

 

Das Tister Bauernmoor, gut 40 km  südwestlich vom Zentrum Hamburgs nahe der Autobahn A1 gelegen, ist der größte Kranich-Rastplatz in der näheren Umgebung der Metropole. Mit dem PKW ist es von den meisten Punkten der Stadt aus in weniger als einer Stunde zu erreichen. 

Während der Brutsaison halten sich nur einige Paare der großen Schreitvögel im Moor auf und ziehen hier ihre Jungen groß. Ab September steigen die Bestände dann rasant an, auf dem Höhepunkt sind etwa 10.000 Kraniche zu bestaunen. Insbesondere skandinavische Brutvögel nutzen die Region als Rastplatz für mehrere Wochen, um die Energiereserven für die weitere Reise in ihre Winterquartiere in Frankreich und auf der Iberischen Halbinsel. Im Laufe des Novembers verlassen die meisten von ihnen das Gebiet in Richtung Süden. 

Neben Kranichen sind im Herbst auch zahlreiche nordische Gänse im Gebiet, ganzjährig sind regelmäßig unter anderem Seeadler zu beobachten. 

Morgenstimmung im Moor, die ersten Kraniche fliegen ab
Morgenstimmung im Moor, die ersten Kraniche fliegen ab

Ein Besuch lohnt sich vor allem in der Morgen- und Abenddämmerung.

Entscheidet man sich für den Morgen, empfiehlt es sich, bereits etwa 45 Minuten vor Sonnenaufgang vom Parkplatz aus aufzubrechen. Schon hier ist oft das Trompeten der Kraniche aus der Ferne zu hören. Dem breiten, mit geschreddertem Holz befestigten Weg lässt sich nach kurzer Gewöhnung an die Dunkelheit auch ohne Taschenlampe gut folgen. Eine leicht mystische Atmosphäre erfüllt die Dämmerung, häufig bildet sich ein Nebelschleier über dem feucht-nassen Boden. Die frische Luft riecht leicht moderig,  für Großstädter ungewohnt. Nach etwa 20 Minuten kommt man am Beobachtungsturm an. Spätestens hier sollten eventuell genutzte Lampen ausgeschaltet werden, um die Tiere nicht zu stören.

Bei nahendem Sonnenaufgang werden die Rufe der Kraniche eindringlicher. Die Unruhe in der Schar nimmt spürbar zu, viele springen in die Luft und entfalten ihre Flügel. Kurz bevor sich die Sonne hinter dem Wald am Horizont erhebt, fliegen die ersten kleineren Trupps ab.  Im Minutentakt ändert sich die Lichtstimmung, kein Morgen ist wie der andere. In den nächsten halben Stunde fliegen fast alle Kraniche ab, viele nah am Beobachtungsstand vorbei. So lassen sie sich auch hervorragend im Flug beobachten. Diese Momente haben schon vielen Besuchern unerwartet zu einer Gänsehaut verholfen.

Nur wenige Kraniche lassen sich deutlich mehr Zeit bei der Gefiederpflege oder dösen noch etwas in der Morgensonne und fliegen erst am späteren Morgen ab.

Die Sonne spendet nun etwas mehr Wärme, Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Denn hier hat der Wanderweg dem Besucher nun im Tageslicht noch mehr zu bieten. 

Nah am Beobachtungsturm vorbei...
Nah am Beobachtungsturm vorbei...
...fliegen die Kraniche der morgendlichen Sonne entgegen
...fliegen die Kraniche der morgendlichen Sonne entgegen

Das gut ausgebaute Wegenetz ist bewusst knapp gehalten. So lässt sich das Gebiet für Besucher aller Altersklassen erleben, ohne dabei die Rückzugsräume der störungsempfindlichen Tiere anzutasten. Informationstafeln geben umfangreiches Wissen zu Entstehungsgeschichte, Pflanzen, Tieren und der Rolle von Mooren im Klimaschutz an Jung und Alt weiter. In der "Moorerlebniszone" kann der Lebensraum Moor mit allen Sinnen erlebt werden, Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein. Für Kinder wie Erwachsene ein kleines Paradies! 

Blick aus dem barrierefreien Beobachtungsstand. Die vielen Kraniche ziehen ebenso wie die fantastischen Lichtstimmungen im Moor zahlreiche Naturfotografen an
Blick aus dem barrierefreien Beobachtungsstand. Die vielen Kraniche ziehen ebenso wie die fantastischen Lichtstimmungen im Moor zahlreiche Naturfotografen an
Umfangreiche Besucherinformation unweit des Parkplatzes
Umfangreiche Besucherinformation unweit des Parkplatzes

Jetzt, wo es still geworden ist im Moor, stellt sich vielleicht die Frage, wo die Kraniche wohl hingeflogen sind. Lässt man auf dem Weg nach Hause die Blicke über die in der Region zahlreichen Maisfelder schweifen,  beantwortet sie sich mit etwas Glück:

Die abgeernteten Felder wirken auf die großen Vögel wie ein gedeckter Tisch, die liegengebliebenen Maiskörner liefern ihnen viel Energie. Auch andere landwirtschaftlich genutzte Flächen bieten reichlich Nahrung.

Auf den wenig befahrenen Landstraßen kann man oft guten Gewissens am Rand anhalten und den Kranichen zusehen. Aus dem Auto aussteigen sollte man jedoch nicht, sofort würde der Fluchtinstinkt greifen und sie würden abfliegen. 

Nahrungssuche auf einem Feld, nur wenige Kilometer vom Schlafplatz im Moor entfernt
Nahrungssuche auf einem Feld, nur wenige Kilometer vom Schlafplatz im Moor entfernt
Beim Abtransport der Ernte verloren gegangene Maiskörner werden auch von der Straße aufgelesen
Beim Abtransport der Ernte verloren gegangene Maiskörner werden auch von der Straße aufgelesen

Wer morgens lieber ausschläft, kann den abendlichen Einflug der Kraniche für einen Ausflug nutzen. In diesem Fall sollte man am frühen Nachmittag am Parkplatz eintreffen. Sonn- und feiertags können hier im Café Tee, Kaffee und Kuchen genossen werden. Als Alternative zur Wanderung  kann (ebenfalls nur Sonn- und feiertags) eine Fahrt mit der Moorbahn gebucht werden, diese hält nahe der Beobachtungsstände. Auf diesem Wege ist die Kranichbeobachtung auch barrierefrei möglich.

Der Einflug in das Moor beginnt mit der Dämmerung und endet mit dem letzten Tageslicht. So macht es Sinn, auf dem Hinweg genügend Zeit einzuplanen, um die Landschaft genießen zu können. Auf dem Rückweg wird es schon ziemlich dunkel sein. 

Abendlicher Einflug in das Moor
Abendlicher Einflug in das Moor

Tipps für Besucher

Mitnehmen sollte man auf jeden Fall einen Fotoapparat. Hier reicht gegebenenfalls eine Kompaktkamera aus, selbst mit den in modernen Mobiltelefonen integrierten Kameras lässt sich die besondere Atmosphäre einfangen. Nutzen Sie doch auch einmal die Videofunktion des Mobiltelefons oder der Kamera, so lässt sich auch die imposante Geräuschkulisse der Kraniche einfangen. Wenn vorhanden, sollte auch ein Fernglas dabei sein, so lässt sich das Verhalten der Kraniche besser beobachten.

 

Bei einem Besuch eines so sensiblen Lebensraumes wie dem Tister Bauernmoor ist die Einhaltung einiger Regeln zum Schutze der Natur unerlässlich. Hier die wichtigsten:

Die vorgegebenen Wege dürfen nicht verlassen werden. Eine Karte des Wegenetzes kann heruntergeladen werden.  

Während der Rastzeiten vom 15.09. bis zum 15.12. und vom 15.02. bis zum 30.04. ist das Mitnehmen von Hunden ist nicht gestattet, außerhalb dieser Zeit müssen sie an der kurzen Leine geführt werden. 

Ungewohntes Licht macht die Kraniche nervös und bereitet ihnen Stress. Im Bereich der Beobachtungstürme dürfen daher keine Taschenlampen verwendet werden, das Fotografieren mit Blitzlicht ist nicht erlaubt und bei der Entfernung zu den Kranichen ohnehin wirkungslos. Die Blitzfunktion der Kamera sollte unbedingt vorher ausgeschaltet werden. Des weiteren ist Lärm zu vermeiden, sowohl um die Tiere nicht zu stören, als auch um allen Besuchern den Genuss des Trompetenkonzerts der "Vögel des Glücks" zu ermöglichen. 

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Weiterführende Informationen über das Schutzgebiet gibt es auf der offiziellen Internetseite

 

Einige weitere Aufnahmen:

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Kommentare: 1
  • #1

    Christine Kirchhoff (Freitag, 11 Oktober 2019 10:29)

    Sehr interessante Info und tolle Bilder