Ausgezeichnetes Lebensraum-Upcycling


Themenseiten des Projekts:

Projekt "Biotoppflege und -entwicklung Energieberg Georgswerder"

Auszeichnung durch die UN-Dekade Biologische Vielfalt 


Senator Kerstan übergibt die Urkunde (Foto: Eva-Lotte May/BUE)
Senator Kerstan übergibt die Urkunde (Foto: Eva-Lotte May/BUE)

Unser Projekt „Biotoppflege und -entwicklung Energieberg Georgswerder“  ist als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet worden. Die Würdigung nahm Umweltsenator Jens Kerstan am 18. September 2019 in der Behörde für Umwelt und Energie vor. Die Auszeichnung wird an Projekte verliehen, die sich in besonderer Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland einsetzen, und damit vorbildliche Arbeit leisten.

Das Besondere des ausgezeichneten Projektes: Statt sich in Naturschutzgebieten zu engagieren, schaffen und erhalten wir auf der gesicherten Deponie Georgswerder Lebensraum für eine hier völlig unerwartete Artenvielfalt, sie existiert nämlich wenige Meter über Hausmüll und Industrieabfällen vergangener Jahrzehnte. Die rund 16.000 m2 große Projektfläche im Süden der Deponie – auch als Energieberg bekannt - wird von der Behörde für Umwelt und Energie zur Verfügung gestellt. Hier findet sich ein Mosaik aus Trockenrasen, Staudenflur, Sand-, Kies- und Geröllfeldern sowie Böschungsbereichen mit Steilwänden. Neben seltenen Pflanzen finden sich besonders zahlreiche gefährdete Insektenarten. 

 

>> Das Potenzial an Lebensräumen zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt in Hamburg ist riesig <<

Projektleiter Torsten Demuth

 

Dünen-Sandlaufkäfer
Dünen-Sandlaufkäfer
Blauflügelige Sandschrecke
Blauflügelige Sandschrecke

 

>> Deponien und Spülfelder sind für Bebauungen oft untauglich

und könnten bei entsprechender Pflege langfristig als

wertvolle Lebensräume zur Verfügung stehen <<

Projektleiter Torsten Demuth

 

„Wir freuen uns sehr über diese Auszeichnung, sie bestätigt uns in unserer Arbeit. Das Potenzial an Lebensräumen zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt in Hamburg ist riesig. Grade Sonderstandorte wie gesicherte Deponien und Spülfelder sind für Bebauungen oft untauglich und könnten bei entsprechender Pflege langfristig als wertvolle Lebensräume zur Verfügung stehen.

Unsere Projektfläche auf dem Energieberg belegt eindrucksvoll, wie schnell zum Beispiel neu geschaffene Sandflächen von Spezialisten wie Sandlaufkäfern und Blauflügeligen Sandschrecken besiedelt werden sowie unzählige Wildbienen zum Bau ihrer Nisthöhlen einladen während die sich einstellende Spontanvegetation für Nahrung sorgt. Solche Maßnahmen sind in der Regel viel wirkungsvoller als Trenderscheinungen wie z. B. Blühsäume" sagt Projektleiter Torsten Demuth. 

Die Projektfläche des Neuntöter e. V. auf der Deponie Georgswerder, im Hintergrund der Horizontweg rund um den Gipfel des Energiebergs
Die Projektfläche des Neuntöter e. V. auf der Deponie Georgswerder, im Hintergrund der Horizontweg rund um den Gipfel des Energiebergs

Seit 2014, also schon vor Gründung des Neuntöter e. V., ist er auf dem Energieberg aktiv, angeregt durch den Anwohner und Ornithologen Günther Rupnow. Dieser bringt sich bereits seit den 1950er Jahren immer wieder zum Wohle der Natur in Wilhelmsburg ein und zählt die Deponie zu seinem Stammrevier. 

„Wir setzen hier die Arbeit Günther Rupnows intensiviert fort, hierbei sind wir auf das Wohlwollen und die Unterstützung der zuständigen Behördenmitarbeiter angewiesen. So ist die Auszeichnung durch die UN-Dekade auch eine gute Gelegenheit, der Abteilung Altlasten in der Behörde für Umwelt und Energie für die sehr vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit zu danken!“ betont Torsten Demuth.

Ober- und
Ober- und
Unterseite des Wegerich-Scheckenfalters
Unterseite des Wegerich-Scheckenfalters

Höhepunkt dieses Sommers ist der Reproduktionsnachweis des Wegerich-Scheckenfalters. Dieser Schmetterling gilt seit etwa 60 Jahren in Hamburg als ausgestorben. Einige wenige Einzelbeobachtungen liegen zwar aus den letzten Jahrzehnten vor, darunter auch die einer einzelnen Raupe im Jahr 2011 im Osten der Stadt. Auf dem Energieberg konnten in diesem Jahr aber zeitgleich bis zu neun Falter beobachtet werden, dabei wurden auch zwei Paarungen dokumentiert. Diese tragen nun Früchte: In insgesamt zwölf Gespinsten tummeln sich mindestens 800 Jungraupen und machen Hoffnung für das kommende Jahr.

Fressende Jungraupen auf unserer Projektfläche (Video)

Jungraupen des Wegerich-Scheckenfalters
Jungraupen des Wegerich-Scheckenfalters

Jens Kerstan, Senator für Umwelt und Energie sagte bei der Urkundenübergabe:

„Auf dem Land haben Monokulturen und Ackergifte für einen dramatischen Artenschwund gesorgt, zum Beispiel bei Vögeln und Insekten. Die Städte werden als Räume der Artenvielfalt immer wichtiger. Eine reiche Artenvielfalt in den Parks, Freiflächen und Naturschutzgebieten unserer Stadt ist ein Gradmesser dafür, dass es unserer Stadt und dem Grün gut geht. Rückzugsräume für Tiere und Pflanzen in der Stadt bieten nicht nur die Parks, Wälder und Naturschutzgebiete, sondern auch Industrie- und  Konversionsflächen wie der Energieberg auf der ehemaligen Deponie in Georgswerder. Hier hat sich eine erstaunliche Artenvielfalt entwickelt, die der Neuntöter e.V. in vorbildlicher Weise begleitet, entwickelt, kartiert und erforscht hat. Aktuelles Highlight ist die Wiederentdeckung einer ausgestorben geglaubten Art: des Wegerich-Scheckenfalters. Es freut mich sehr, dass dies und die Arbeit der Naturschützer auch bei der UN-Dekade für Artenvielfalt nicht unbemerkt geblieben ist und dass es dafür jetzt eine besondere Würdigung und Auszeichnung im Namen der Vereinten Nationen gibt.“

 

 >> Die Städte werden als Räume der Artenvielfalt immer wichtiger <<

Umweltsenator Jens Kerstan

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