Gänse in der Stadt



Hamburg und seine Graugänse

Nachdem die Graugans im 19. Jahrhundert ausgestorben war, ist sie heutzutage wieder ein etablierter Brutvogel in Hamburg. Ihre Bestände haben sich erholt, nur ihr Lebensraum hat sich stark verändert. Ihr ursprünglicher Lebensraum wurde fast vollständig zerstört. Statt sumpfiger Wiesen gibt es jetzt vielfach Äcker, Weideland oder Rasenflächen für die Nahrungssuche. Statt Mooren gibt es jetzt häufig Rückhaltebecken oder Parkteiche als Brutplatz. Ufernahe Wiesen, auf denen Graugänse ursprünglich überwiegend grasten, wurden vielfach von Menschen in Besitz genommen und sind heutzutage Gärten oder Parks. Aus Mangel an Alternativen bzw. Rückzugsräumen, suchen Gänse und andere Wasservögel nun vielfach dort nach Nahrung.

 

Auch heute noch werden vielfach Lebensräume von Graugänsen und vielen anderen Arten vernichtet, beispielsweise durch Nachverdichtungen in der Stadt, Neubausiedlungen im Umland. Selbst in Schutzgebieten verursachen Menschen vielfach massive Stören, indem sie beispielsweise Wege verlassen oder Hunde nicht anleinen.

Grauganspaar mausert an der Außenalster
Grauganspaar mausert an der Außenalster

Nur bestimmte Stadtteile attraktiv

Graugänse sind recht anpassungsfähig, haben aber gewisse Ansprüche an ihren Lebensraum. Graugänse sind reine „Vegetarier“ und fressen nur bestimmte Pflanzen bzw. bestimmte Pflanzenteile. Somit ist die Auswahl an geeigneten Orten für die Nahrungssuche begrenzt und sie konzentrieren sich in Hamburg auf bestimmte Gewässer / Grünanlagen. Außerdem müssen solche Gebiete eine bestimmte Größe und Gestaltung haben, um für Graugänse attraktiv zu sein. 

„Künstlicher Auwald“ am Leinpfadkanal
„Künstlicher Auwald“ am Leinpfadkanal

Wer die Alsterkanäle mit einem Boot erkundet, fühlt sich dabei in vielen Bereichen wie in einem großen Auwald; einem ursprünglichen Lebensraum bzw. Brutplatz der Graugans. So brüten heutzutage viele Gänse entlang dieser Kanäle in den „künstlichen Auwäldern“.

 

In den Hamburger Parkanlagen finden Graugänse, aufgrund fehlender geeigneter Wasserpflanzen, ihre Nahrung fast ausschließlich an Land, also auf den Rasenflächen. Zu ihren „Lieblingsspeisen“ gehören Gräser, Löwenzahn und Klee.

 

Doch um zu den Rasenflächen zu gelangen müssen die Gänse meist Wege überqueren, da diese fast immer direkt am Ufer entlang führen. Dadurch werden sie vielfach von Hunden gescheucht; auch wenn diese nur auf den Wegen laufen reicht ihre bloße Anwesenheit aus, um Gänse und andere Wasservögel zur Flucht.

 

„Hamburgänsie“

Graugänse sind in Hamburg mittlerweile eine richtige Attraktion bei Touristen und Spaziergängern geworden. Ebenso sind sie beliebte Fotomotive, was man in den verschieden "sozialen" Netzwerken sehen kann. Viele Besucher aus anderen Städten oder anderen Ländern kennen keine Gänse oder sind es nicht gewohnt sie aus so geringer Distanz betrachten zu können. Zahlreiche Menschen erfreuen sich an diesen Vögeln. 

 

Naturentfremdung - Gans wichtig für uns Menschen

In den Parkanlagen kann man diese Wildvögel wunderbar aus nächster Nähe beobachten, ohne dafür Eintritt zahlen zu müssen. Gerade in Zeiten von wachsender Naturentfremdung sind solche Möglichkeiten, gerade auch für junge Menschen, extrem wichtig. Man kann das sehr ausgeprägte Sozialverhalten der Gänse aus geringer Distanz sehr gut beobachten und das Verhalten einzelner Gänse, Paare oder Familien genau studieren.

Gans historisch

Die Graugans ist die Stammform unserer Hausgans. Knochenfunde belegen, dass der Mensch bereits in der Jungsteinzeit vor 8.000 Jahren begann Gänse zu domestizieren, vermutlich sogar noch wesentlich früher. 

Damals wie heute hält man Gänse wegen ihres Fleisches und ihrer Federn. Aufgrund ihrer Wachsamkeit wurden sie schon von den Römern und Germanen als "Wachgänse" gehalten, was auch heute noch vielfach geschieht. Gänse gelten in vielen Kulturen als heilig; nicht nur an Heiligabend. 

 

Eine religiöse Deutung aus dem Jahr 2.300 vor Christus besagt, dass es eine Insel im Urgewässer gab, auf der ein Ei lag. Daraus schlüpfte der Sonnengott und flog als Gans davon. 

 

Im alten Ägypten wurden Gänse teils sogar als „Schoßtiere“ gehalten, was zahlreiche Bilder in Grabstätten belegen. Auch im Römischen Reich züchtete man im großen Stil Gänse; man kannte schon früh Verfahren um Gänseeier künstlich auszubrüten. 

 

Im Jahre 387 vor Christus sollen Gänse die Stadt Rom vor der Zerstörung durch die Gallier gerettet haben. Sie entdeckten die Angreifer schon früh und warnten die Soldaten durch ihr Geschnatter! 

 

Aristoteles kannte schon im 4. Jahrhundert vor Christus viele anatomische Details und zahlreiche Gänsearten. Anfang des

1. Jahrhunderts nach Christus hat der römische Gelehrte Plinius der Ältere bereits die Flugformation der Tiere genau beschrieben. In Griechenland und Kleinasien waren Gänse der Liebesgöttin Aphrodite geweiht.

 

Bis ins 19. Jahrhundert war der Gänsekiel das gebräuchlichste Schreibinstrument. Gänse erschienen auf Münzen und Vasen, geschnitzte und modellierte Gänseköpfe dienten als Verzierung von Schiffen und Musikinstrumenten. Auch in zahlreichen Märchen und Geschichten sind Gänse als Protagonisten verewigt.

 

Berühmt wurden Graugänse auch durch die schwedische Schriftstellerin Selma Lagerlöf und ihrem Roman „Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen“.

 

Der österreichische Verhaltensforscher und spätere Nobelpreisträger Professor Dr. Konrad Lorenz machte die Graugans durch seine Forschungen zu Prägung und angeborenen Fähigkeiten einem breiten Publikum vertraut.

Gans weg (ausgestorben)

Graugänse gab es schon immer in Norddeutschland, lange bevor es Städte wie Hamburg gab. Früher lebten sie in Mooren und Sümpfen, wie es sie überall im norddeutschen Tiefland und an Alster und Elbe gab. Nach und nach wurden solche Gebiete allerdings trocken gelegt, Flüsse begradigt oder eingedeicht und somit der ursprüngliche Lebensraum der Gänse zerstört, meist um Landwirtschaft zu betreiben oder Torf abzubauen.  

Der zunehmende Jagddruck, die bessere Waffentechnik und zwei Weltkriege sorgten zusätzlich dafür, dass die Graugans im 19. Jahrhundert in Mitteleuropa als Brutvogel fast ausgestorben war. In Hamburg gab es dann wieder 1967 den ersten Brutnachweis einer Graugans, damals eine Sensation! Der zweite Nachweis folgte erst 13 Jahre später im Jahr 1980 am Öjendorfer See. 

Doch erst seit den 1990er Jahren brütet die Graugans wieder regelmäßig in mehreren Stadtteilen Hamburgs. 

 

Wer war zuerst da? Der Mensch oder die Gans? Die Gans oder das Ei? Oder?

Ein Großteil der heutigen Stadt Hamburg befindet sich auf ehemaligen Weide- und Moorlandschaften, dem ursprünglichen Lebensraum der Graugans. Bezeichnungen wie "Moorweide" am Dammtor, "Grasbrook" im Hafen (Brook = Bruch / Moor), der Stadtteil "Hammerbrook", die "Hellbrookstraße" in Barmbek oder der "Poßmoorweg" in Winterhude deuten auf diese ehemaligen feuchten Landschaften hin.  

Ebenso finden sich viele Reste ehemaliger großer Moore mitten in der Stadt wie beispielsweise das Eppendorfer Moor, das Jenfelder Moor, das Raakmoor in Langenhorn oder das Ohmoor am Flughafen. Hamburg ist von Mooren umgeben, z. B. vom Duvenstedter Brook im Nordosten, dem Stellmoorer Tunneltal im Osten, dem Moorgürtel im Süden oder dem Schnaakenmoor im Westen. Man kann also davon ausgehen dass Graugänse lange vor der Besiedlung des Menschen entlang der Alster lebten.

 

Bestandserholungen durch Wiederansiedlungsprojekte

In den 50er und 60er Jahren starteten erste Wiederansiedlungsprojekte in Norddeutschland. In Hamburg wurden 1954, unter der Leitung des ehemaligen „Schwanenvaters“ Harald Nieß, die ersten Graugänse an der Außenalster, am Eppendorfer Mühlenteich und im Stadtpark ohne die für Parkwasservögel übliche Schwingenamputation ausgesetzt. Die Vögel waren also voll flugfähig.

Auch im Umland der Großstadt wurden bis in die 1980er Jahre zahme Graugänse von Jägern und Privatleuten angesiedelt, welche aus Zoos und Wasservogelhaltungen in ganz Europa gekauft wurden.

 

Die Ziele dieser Wiederansiedlungsprojekte waren, neben der Arterhaltung, die Belebung der Parkgewässer in der Stadt und mehr jagdbares Wild für die Jäger im Umland. Dies ist sichtlich gelungen.

 

Gans unterschiedlich

Viele menschliche Züge machen diesen Vogel so sympathisch. Sie leben ganzjährig mit ihrem Partner zusammen, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr. Diese permanente Nähe zum Partner wäre für viele Menschen undenkbar. Wie bei uns Menschen gibt es auch bei Gänsen die unterschiedlichsten Charaktere wie beispielsweise Muttersöhnchen, Draufgänger, Feiglinge, ewige Singles, Großfamilien, Einzelgänger, Fremdgeher, Dreier-Beziehungen, Ausspannen von Partnern, Stubenhocker (Standvögel) oder Weltenbummler (Zugvögel). 

Gans frech (?)
Gans frech (?)

Extreme Unterschiede beim Aktionsradius 

Man kann daher nicht von "der Hamburger Graugans" sprechen, denn jede Gans ist ein Individuum mit einer ganz persönlichen Zugstrategie und einem ganz individuellem Verhalten. Häufig kann man in den Parkanlagen viele Familien zusammen beobachten. Einige Paare brüten jedes Jahr in direkter Nachbarschaft; man kennt sich. Doch sobald der Nachwuchs flügge ist, fliegt jede Familie ihre eigenen Wege. 

 

Gänse aus derselben Population haben oft völlig unterschiedliche Zugstrategien 

 

Viele Gänse erscheinen nur zur Brut in Hamburg und verschwinden wieder sobald der Nachwuchs flügge ist. Einzelne Gänse bleiben ihrem Bezirk ganzjährig treu, dagegen ziehen andere im Laufe des Jahres mehrere hundert Kilometer. Verallgemeinern kann man das Verhalten von Graugänsen daher nicht. 

Gans anpassungsfähig

Während Graugänse in den Parkanlagen recht zutraulich sein können, verhalten sie sich außerhalb der Stadt durch Bejagung und Vergrämung wesentlich scheuer.

Näher als 40 m kann man sich außerhalb einer Parkanlage selten einer Gans nähern. Je scheuer die Gänse in einem Gebiet sind, desto intensiver wird dort gejagt und / oder vergrämt.

Die Zutraulichkeit mancher Gänse in den Parkanlagen sagt rein gar nichts über ihr Zugverhalten oder ihre Fluchtdistanz außerhalb des Stadtgebietes aus. 

Hätten sie keine Ringe, würde man sie außerhalb der Stadt in einer größeren Gänseschar nicht von anderen „fremden“ Graugänsen unterscheiden können. Die Gänse wissen genau wie sie sich wo zu verhalten haben und passen sich den gegebenen Umständen an. Dies lernen auch die jungen Gänse von ihren Eltern.

Andersherum passen sich Gänse, welche nicht aus einem Park stammen und somit nicht so mit Menschen vertraut sind, häufig der geringen Fluchtdistanz der Hamburger Gänse in den Grünanlagen an.

 

Gans und Boot

Gänse sind Gewohnheitstiere und Dinge die sie nicht kennen machen ihnen Angst. Jede Gans reagiert anders auf bestimmte Dinge und Situationen. Das hängt davon ab, was sie von ihren Eltern und an dem Ort des Aufwachsens kennengelernt haben. 

So haben Gänse, welche entlang der Alster aufgewachsen sind, keine Angst vor Booten und anderen Freizeitaktivitäten auf dem Wasser, weil sie diese von klein auf kennen und keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. Gefährliche Boote wie das vom Stadtjäger bzw. dem Schwanenwesen kennen die Gänse allerdings ganz genau und flüchten sofort. Dies gilt allerdings nur für die Alster, denn auf anderen Gewässern reagieren sie genauso sensibel auf Boote und Co. wie alle anderen Wasservögel auch.

Die Gänse vom Öjendorfer See sind beispielsweise gar keinen Bootsverkehr gewohnt und verhalten sich dementsprechend scheu gegenüber diesen. Dort fahren nur sehr selten Boote und die Gänse von dort kennen das einfach nicht. 

Gegenüber Booten auf der Elbe oder der Ostsee reagieren wiederrum alle Gänse misstrauisch, denn in einigen Ländern werden Gänse und andere Wasservögel von Booten aus gejagt!

 

Eine eigene Insel

In bestimmten Gebieten suchen Graugänse regelmäßig Verkehrsinseln auf, denn dort haben sie tatsächlich ihre "Ruhe". Keine Menschen und vor allem keine Hunde betreten diese Inseln, so können sie dort ungestört fressen. Die Gänse wissen dass von den Autos keine Gefahr droht.

Auf die Verkehrsinseln gelangen die Gänse fliegend. Vor allem in den Wintermonaten sind solche Inseln beliebt. Auch wärmt der Autoverkehr die Rasenflächen auf den Verkehrsinseln, sodass die Gänse dort bei Schnee meist noch etwas länger zugängliches Grün vorfinden als anderswo.

 

Gans abwesend – Nur zu bestimmten Zeiten da

Die meisten Graugänse sind nur zur Brut- und Mauserzeit in Hamburg und verbringen den größten Teil des Jahres außerhalb der Stadt; 4 Monate Park, 8 Monate "Wildnis". Je nach Witterung kehren sie ab Februar / März in ihre Brutgebiete zurück. Nach der Mauser bzw. sobald der Nachwuchs flügge ist, verlassen die Gänse ab Mitte Juni die Stadt wieder.

Im Herbst können einige Gänse dann kurzzeitig wieder in der Stadt auftauchen, denn dann finden sie die proteinreichen Eicheln in vielen Parkanlagen. Je nach Eichelmast schwanken die Gänsebestände im Herbst stark von Jahr zur Jahr.

Wenn am Stadtrand gejagt wird, fliehen Gänse regelmäßig in die sicheren Parks und Gärten, was dann kurzfristig zu größeren Ansammlungen führen kann.

 

Gans präsent

In einigen Gebieten kann man allerdings fast das ganze Jahr über Graugänse beobachten, so dass öfters der Eindruck entsteht, es handelt sich bei dieser Art um reine Standvögel. Vielfach hört man den Satz: “Die Graugänse sind doch immer hier.“ Wie Beringungen allerdings zeigen, sind die Trupps "bunt" durchmischt und beinhalten je nach Jahreszeit und Witterung die unterschiedlichsten Individuen. Es sind dann zwar regelmäßig Graugänse anwesend, aber es sind nicht immer dieselben!

Je nach Tages- und Jahreszeit werden die Parkanlagen unterschiedlich stark von Graugänsen aufgesucht. In manchen Bereichen sind sie eher morgens, in anderen Parkanlagen halten sie sich dann eher tagsüber auf und an wieder anderen Orten tauchen sie dann bevorzugt abends auf, teilweise dann zum Schlafen.

 

Gans lecker – Profitieren Gänse von Fütterungen?

Oft wird behauptet dass es Gänsen in der Stadt besser gehe weil sie gefüttert werden. Doch das ist nicht ganz richtig, denn Gänse haben eine feste Rangordnung. Wird gefüttert beanspruchen die ranghohen Gänse die "erste Reihe" und somit profitieren in der Regel nur einzelne Gänse bzw. Familien. 

Bei jeder Fütterung entsteht Stress weil die Gänse sich um das Futter streiten, das kostet Energie und im Tumult sind Küken dann eine leichte Beute für Möwen, Krähen oder jagende Hunde!

 

Die flinken und wendigen Möwen lassen den Gänsen kaum eine Chance auf Brot
Die flinken und wendigen Möwen lassen den Gänsen kaum eine Chance auf Brot

Den Herbst und Winter verbringen viele Möwen in Hamburg. Bei Fütterungen haben Enten, Gänsen und Schwänen kaum eine Chance Etwas abzubekommen, denn die flinken Möwen sind viel zu schnell und dominant. Bei Anwesenheit von Möwen reagieren die meisten Gänse gar nicht erst auf Fütterungen, denn sie wissen ganz genau, dass sie keine Chance haben.

Die Nährwerte von den meisten verfütterten Broten sind eher gering, zudem sind zu viele Fette und Salze ungesund. Auf den Nachwuchs kann es sich noch negativer auswirken, von Brot allein wird kein Küken flügge, es besteht sogar die Gefahr dass die Küken aufgrund fehlender Nährstoffe und Vitamine verkümmern. Gänse und ihr Nachwuchs brauchen Wiesen auf denen sie ungestört fressen können – mehr nicht.

 

In Bereichen wo Graugansfamilien ausreichend natürliche Nahrung (Wiesen) finden und weniger gefüttert werden, entwickelt sich der Nachwuchs meist wesentlich schneller und kräftiger. In solchen Gebieten ist der Bruterfolg meist höher als in der Stadt. Gössel im Alsterbereich brauchen, aufgrund der relativ kleinen Grünflächen und des teils starken Freizeitdrucks, häufig länger um flügge zu werden als ihre Altersgenossen im Umland bzw. den Bereichen mit ausreichender natürlicher Nahrung, was man anhand der Beringungen der Gänseeltern (Markierungen) feststellen kann.

 

Manche Menschen denken, die Graugänse kommen nur nach Hamburg um gefüttert zu werden, aber das ist falsch.

 

Die meisten Graugänse sind zur Brut und Mauser zwischen März und Juni hier. Zu der Zeit ist das Wetter meistens am schönsten und es kann zu Nutzungskonflikten zwischen Parkbesuchern und Gänsen kommen.

Aber während der Jungenaufzucht und der Mauser sind die Gänse ohnehin an ein bestimmtes Gebiet und an bestimmte Parkanlagen gebunden. Viele Ausweichmöglichkeiten gibt es in der dicht bebauten Stadt nicht. Die Grünflächen in den Parkanlagen sind meist die einzigen Möglichkeiten um Nahrung zu suchen. 

Fütterungen werden zwar häufig angenommen, sind aber nicht der Hauptgrund für die Anwesenheit von Gänsen. Viele Gärten entlang der Alster werden von Graugänsen aufgesucht, obwohl dort nicht gefüttert wird.

 

 

Gänse sind nicht von Fütterungen abhängig. Auch ohne Fütterungen werden sie immer wieder kommen,

weil sie in Hamburg zu Hause sind

 

Es gibt in einzelnen Grünanlagen regelmäßig größere Anzahlen von Graugänsen, da es nur wenige für Gänse geeignete Parkanlagen gibt. In diesen sammeln sich dann häufig entsprechend viele Gänse. Eher profitieren Gänse von weniger Fütterungen, da sie sich dann gesünder ernähren.

 

Gans gefürchtet - Kot

Wie so oft wenn sich der Mensch einen Lebensraum mit einem Wildtier teilen muss, sind Konflikte vorprogrammiert. Graugänse suchen ihre Nahrung größtenteils an Land. Die abgefressenen Grashalme vermisst niemand in den Parkanlagen, doch die Hinterlassenschaften können störend sein. Denn anders als bei Enten oder den Alsterschwänen verschwindet ihr Kot nicht „unsichtbar“ im Wasser. Die Düngung und die Kurzhaltung der Rasenflächen sind somit sichergestellt.

Gefährlich ist der Gänsekot für Menschen in der Regel nicht; Probleme sind eher ästhetischer Natur. Gänse unterscheiden beim Rasen nicht zwischen Liegewiese, Spielplatz oder Friedhof; für sie zählt: Hauptsache grün und schmackhaft! Durch ein gezieltes Gänse-Management können solche Nutzungskonflikte vermieden werden.

Viele Menschen denken bei Gänsekot an stinkende Haufen wie bei Hunden, doch Graugänse sind reine Pflanzenfresser, weshalb man ihre Hinterlassenschaften auch fast nicht riechen kann. Trocknen sie, entsteht eine Art kleiner Strohballen, welcher in wenigen Tagen vollständig abgebaut ist.

 

Diverse Hinterlassenschaften von Menschen, wie Kronkorken, Zigarettenstummel, Plastikmüll oder Glasscherben, verweilen dagegen Jahrzehnte lang in den Parkanlagen und können die Böden schädigen und Menschen und Tiere verletzen.

Gänsefamilien beleben die Hamburger Parkanlagen
Gänsefamilien beleben die Hamburger Parkanlagen

 

Zu viele Gänse?

So eine Denkweise entspringt häufig in unserem Gedächtnis. Unsere Elterngenerationen kannten kaum Gänse in freier Wildbahn, da die meisten Gänsearten nach dem Zweiten Weltkrieg so gut wie ausgestorben waren. Sie sind ohne Gänse in der Landschaft aufgewachsen.

Wenn damals irgendwo Trupps von Graugänsen gesichtet wurden, reisten noch Scharen von Hobbyornithologen quer durch die Republik um diese seltenen Vögel zu beobachten.

Heute gibt es Graugänse wieder in der freien Natur. So kommt schnell das falsche Bild rüber, dass Gänse neu sind. Wo Gänse beispielsweise noch in den 1980er Jahren ausgestorben waren, gibt es sie wieder in größerer Zahl. Daraus schließen einige Menschen dann, dass es Überpopulationen gibt, weil sie es aus ihrer Kindheit einfach nicht anders kannten. So hört man oft den Satz: „Früher gab es hier keine Gänse.“

Natürlich gab es im Gegensatz zu den ländlichen Regionen in den Städten nie große Wildgansbestände. Allerdings gab es auch nie so große und grüne Städte wie heute. Dass Gänse in den Parkanlagen häufig recht zutraulich sind liegt daran, dass man bei den Wiederansiedlungsprojekten überwiegend zahme Vögel aus Zoos und Wasservogelhaltungen ausgesetzt hat. Die jungen Gänse lernen von ihren Eltern und übernehmen die geringe Fluchtdistanz zum Menschen in den Parks.

 

Dass man manchmal so viele Gänse in einer Grünanlage sieht liegt daran, dass Gänse hochsoziale Tiere sind und immer in Trupps und Familienverbänden leben. Zudem gibt es in Hamburg nur wenige und oft kleinere Grünflächen, welche für Gänse geeignet sind.

Am Osterbekkanal gibt es beispielsweise auf 4 km Länge nur zwei Stellen (150 m Ufer), welche die Gänse nutzen können; logisch dass sich dann dort entsprechend viele Gänse sammeln. 

Außerdem befinden sich mehrere größere Mauserplätze in der Stadt, welche im Mai und Juni auch von vielen auswertigen Gänsen angeflogen werden. 

 

Die nächsten Generationen werden sagen: "Gänse? Klar, kenn ich! Die gibt's doch schon immer hier."

 

Mal mehr, mal weniger

In manchen Populationen / Gebieten nimmt die Anzahl der Brutpaare zu und in anderen werden es durch verschiedene Faktoren weniger. Die Einwanderung von der konkurrenzstarken Kanadagans oder von Fressfeinden wie Fuchs, Wildschwein, Waschbär und Marderhund in die Stadt und die vielen baulichen Nachverdichtungen verändern ihre Lebensräume, ihr Verhalten und ihren Bruterfolg. Auf vielen Grünflächen, auf denen Gänse früher fressen konnten, stehen mittlerweile Häuser. Somit verkleinert sich auch in der Stadt ihr Lebensraum immer mehr und sie müssen sich mit den verbliebenen Flächen / Parkanlagen arrangieren.

 

Trockenheit bedroht Gänse

Andauernde Hitzewellen sorgen dafür, dass viele Feuchtgebiete austrocknen und einige Grauganspopulationen keine sicheren Brutplätze mehr finden. Zudem sind Graugänse als Pflanzenfresser durch längere Trockenheit von Nahrungsmangel betroffen.

 

Gans beschränkt

Den Großteil des Jahres verbringen die meisten Graugänse außerhalb der Parkanlagen. Doch wenn sie in der Stadt sind, halten sie sich meist ausschließlich in einem bestimmten Bereich auf. So gibt es verschiedene räumlich voneinander getrennte Populationen innerhalb Hamburgs, was wir durch unsere Beringungen herausfinden konnten.  

Die einzelnen Gänse haben jeweils ihre bevorzugten Gebiete in der Stadt. Beispielsweise tauchen Eppendorfer Graugänse in der Regel nie in Barmbek auf, Alsterdorfer Gänse sind nie in Winterhude, Jenfelder Graugänse schwimmen nie auf Langenhorner Gewässern und Harvestehuder Gänse fliegen nie nach Bramfeld.

 

Außerhalb der Stadt treffen sich dann allerdings viele Hamburger Graugänse aus diversen Populationen auf den gleichen Rastplätzen, beispielsweise entlang der Elbe. Dann ziehen die Gänse unabhängig von ihrer heimischen Population. Aber auch dabei hat jede Familie und jedes Paar feste Routen und Rastplätze, welche immer wieder zu bestimmten Jahreszeiten aufgesucht werden.

 

Nur junge Gänse "brechen" solche Traditionen auf der Suche nach einem Partner. Somit ist der genetische Austausch gesichert.

 

Mehr Gänse = Mehr Konkurrenz

Steigende Bestände verringern in der Regel den Bruterfolg, denn die Anzahl an Nahrung und sicheren Brutplätzen ist begrenzt. Mehr Artgenossen bedeuten mehr Stress untereinander und weniger Nahrung für alle. Dadurch sinkt der Bruterfolg und die Bestände regulieren sich so auf natürliche Weise.

Mauser – Massentourismus im Mai

Federn nutzen im Laufe der Zeit ab und müssen erneuert werden. Diesen Federwechsel nennt man Mauser. 

Im Mai und Juni sammeln sich dafür viele Graugänse auf größeren Gewässern wie der Außenalster. Dabei werfen sie ihre Schwungfedern komplett ab, mit welchen sie sonst fliegen können. Bis diese wieder nachgewachsen sind können Graugänse rund vier Wochen lang nicht fliegen und sind in dieser Zeit reine Fußgänger. 

Zur Mauser sammeln sich Graugänse aus den unterschiedlichsten Gebieten
Zur Mauser sammeln sich Graugänse aus den unterschiedlichsten Gebieten

 

Gefährliche Zeit – Gänse können nicht fliegen

Weil sie in dieser Zeit nicht vor Feinden davon fliegen können, müssen sie in Ufernähe bleiben, um bei Gefahr schnell zum sicheren Wasser laufen zu können. Fliegend erreichen sie Wiesen zur Nahrungssuche dann nicht mehr, sodass sie mit dem Grün im Uferbereich vorliebnehmen müssen. Daher verlieren Graugänse während der Mauser oft stark an Gewicht. 

 

Mauserbestand nicht gleich Brutbestand

Spaziergänger wundern sich dann oft über die vielen Gänse und oft wird dann von einer „Überpopulation“ gesprochen. Wie Ringablesungen zeigen, stammt der Großteil der mausernden Gänse allerdings nicht aus diesen Mausergebieten, sondern erscheint ausschließlich einmal im Jahr für einen Monat zur Mauser; es sind sozusagen „Mauser-Touristen“.

 

Gans wenig Platz

Geeignete Gebiete mit flachen „barrierefreien“ Ufern sind selten, daher sammeln sich entsprechend viele Gänse an solchen Mauserplätzen. Zudem ist man in einer größeren Gruppe besser vor Feinden geschützt. Graugänse nutzen meist über Jahre hinweg immer ihre gleichen traditionellen Mauserplätze. Nach der Mauser verlassen die meisten Graugänse Hamburg ab Mitte Juni wieder und dann wird es plötzlich ziemlich leer in den Parkanlagen.

Gans weg – Wiederfunde

Zwischen Juli und Februar halten sich wesentlich weniger Gänse in den Parkanlagen auf. Der Großteil der Hamburger Graugänse erscheint nämlich nur zur Brut- und Mauserzeit in den städtischen Parkanlagen. Die meisten Graugänse halten sich im Mai und Juni in der Stadt auf, wenn ein Teil der Gänse Nachwuchs führt und die viele Gänse aus anderen Gebieten zur Mauser erscheinen.

Ab Mitte Juni verlassen die meisten Graugänse Hamburg. Einige Gänse ziehen dann elbaufwärts, andere elbabwärts bis an die Nordsee. Ein anderer Teil fliegt an die Ostsee. Viele von ihnen verbringen die Sommermonate entlang der Unterelbe.

Auch aus dem Ausland liegen Wiederfunde vor. Meldungen von Hamburger Graugänsen gibt es aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Polen, Spanien, Frankreich und den Niederlanden.

 

Gans unabhängig von der Herkunft

Wie bereits beschrieben, haben die einzelnen Populationen keine einheitliche Zugstrategie, sondern jedes Paar und jede Familie zieht für sich, unabhängig aus welcher Population sie stammen. 

Graugänse vom Osterbekkanal in Barmbek tauchen beispielsweise nach der Brutzeit an der Unterelbe bei Glückstadt, an der Ostsee auf Fehmarn, in Brandenburg am Gülper See oder in Hessen im Wetteraukreis auf, was wir durch unsere Beringungen nachweisen konnten.

 

Gans traditionell

Sobald sich Gänse fest verpaart haben und einer Population angehören, verfolgen sie immer dasselbe Zugmuster. Dies kann zwar witterungsbedingt abweichen, aber meist suchen sie immer wieder zu bestimmten Jahreszeiten dieselben Gebiete auf.

 

Natürlich ist es wesentlich schwieriger außerhalb der Parkanlagen die blauen Farbringe abzulesen. Durch Jagd und Vergrämung sind sie dort nämlich wesentlich scheuer! Man muss Glück haben, dass die Gans beispielsweise auf einer kurzrasigen Wiese, auf einem Acker oder auf einer Sandbank etc. rastet, wo man die Beine der Gänse einsehen kann.

 

Viele Hamburger Graugänse werden außerhalb der Brutzeit allerdings wochen- oder monatelang nicht gemeldet. 

Wir freuen uns über daher vor allem über Ablesungen außerhalb Hamburgs.

 

Eine Übersicht der verwendeten Codes gibt es in „Zahlen, Daten, Fakten“

Gans anders – Gänsearten in Hamburg

In Hamburg brüten regelmäßig drei Gänsearten:

 

• Graugans (Anser anser)

• Kanadagans (Branta canadensis)

• Nilgans (Alopochen aegyptiaca)

 

Die Graugans ist die einzige ursprünglich heimische Gänseart in Deutschland. Sie ist auch die häufigste in Hamburg. 

 

Kanadagans

Diese Art stammt ursprünglich aus Nordamerika und sind in Europa etablierte Neozoen. Ab den 1970er Jahren wurden Kanadagänse in Deutschland angesiedelt. Zum Teil wurden sie in Parkanlagen ausgesetzt, vielfach aber auch außerhalb von Städten von Jägern angesiedelt, um sie zu bejagen. In Hamburger Parkanlagen brüten sie meist nur vereinzelt. Im Gegensatz zu Grau- und Nilgänsen brüten sie hier ausschließlich auf Inseln.

Bei der Kanadagans passiert fast alles einen Monat später als bei der Graugans. Meist fangen sie erst im April an zu brüten und gemausert wird zwischen Mitte Juni bis Mitte Juli. Größere Mauserplätze gibt es in Hamburg auf der Außenalster und auf dem Harburger Außenmühlenteich. Einer der größten Mauserplätze Norddeutschlands befindet sich auf dem Kleinen Brook in Reitbrook. 

Die Kanadagans ist etwas größer und schwerer als die Graugans und dieser im Kampf meist überlegen. Wenn die Kanadagänse im April mit der Brut beginnen wollen, sind die meisten Brutplätze bereits von Graugänsen besetzt. 

Dann vertreiben Kanadagänse häufig Graugänse von ihren Nestern und aus ihren Brutrevieren. Dies passiert oft an kleineren Gewässern, an denen es nur ein oder zwei Inseln als mögliche Brutplätze gibt. Durch die Zunahme der Kanadagans geht der Brutbestand der Graugans in manchen Gebieten zurück.

In größeren Gebieten mit ausreichend Platz und Nahrung können beide Arten gut zusammen, auf einem gewissen Abstand, leben.

 

Nilgans

Wie der Name schon sagt, stammt diese Art ursprünglich aus Afrika. Als Gefangenschaftsflüchtling aus den Niederlanden und England breitet sich diese Art rasant von West nach Ost aus.

1998 konnte die erste Nilgansbrut in Hamburg nachgewiesen werden. Seitdem steigt der Bestand an. Doch Parkanlagen und städtische Gewässer wurden vorerst gemieden. Im Jahr 2013 konnte die erste Nilgansbrut in einem Hamburger Park nachgewiesen werden, damals wurden am Öjendorfer See drei junge Nilgänse flügge.

Im Jahr 2016 wurde mit dem Appelhoffweiher in Steilshoop dann ein zweiter Park besiedelt. Weitere Ansiedlungen sind zu erwarten.

Nilgänse können vor allem zur Brutzeit sehr territorial sein und dulden häufig keine anderen Wasservögel in der Nähe ihres Nests. Auch Artgenossen werden großräumig vertrieben. Anders als bei Grau- und Kanadagänsen lösen sich die Familienverbände bereits meist im Sommer auf, sobald der Nachwuchs flügge ist.

 

Eine Theorie zum oft „aggressiven“ Verhalten:

In Afrika ist die Nahrung für Pflanzenfresser häufig knapp, daher macht es dort Sinn als Nilgans andere Wasservögel als Nahrungskonkurrenten zu vertreiben. Zwischen Löwen, Krokodilen oder Flusspferden gelten dort ganz andere Gesetze. Dieses Verhalten ist angeboren und wird häufig auch in Deutschland "ausgelebt", obwohl es hier in der Regel genug Nahrung für alle gibt, bzw. Enten hier kaum Nahrungskonkurrenten für Nilgänse sind.

 

Hybriden zwischen Grau- und Kanadagans

Regelmäßig kann man Hybriden zwischen Grau- und Kanadagänsen beobachten. In den allermeisten Fällen ist die Graugans der Vater und die Kanadagans die Mutter.

 

Wie entstehen Hybriden?

Wie bereits beschrieben beginnen die Kanadagänse oft erst im April mit der Brut, wenn die Graugans bereits die meisten attraktiven Brutplätze besetzt hat. Durch ihre körperliche Überlegenheit vertreiben Kanadagänse häufig brütende Graugänse von ihren Nestern. Allerdings zerstören sie die Nester dann nicht, sondern übernehmen öfters diese und legen eigene Eier hinzu.

Je nachdem wie lange die Eier bereits von den eigentlichen Eltern bebrütet wurden, schlüpfen dann die Grau- und Kanadagänse gemeinsam.

Für den Laien sieht es erstmal alles ziemlich normal aus, doch bei genauerem Hinsehen kann man die Unterschiede zwischen den Grau- und Kanadagansnachwuchs entdecken. Der markanteste Unterschied ist die Farbe vom Schnabel und der Beine, welche bei Graugänsen grau ist und bei Kanadagänsen schwarz. Zudem sind die Gössel (Küken) der Kanadagänse eher hellgelb und die der Graugänse eher grün-oliv.

 

Da sich die jungen Graugänse an ihren Eltern orientieren denken diese nun, dass sie Kanadagänse sind. Die Kanadaganseltern akzeptieren die Graugansgössel und ziehen diese, trotz aller Unterschiede, auf. Sie reagieren auch auf ihre Graugansstimmen. So wird der Graugansnachwuchs auf Kanadagänse geprägt.

Spätestens wenn die ersten Federn wachsen, erkennt auch der Laie dass da Irgendwas nicht stimmt.

In Hamburg kann man in fast jeder zweiten Kanadagansfamilie auch Gössel von Graugänsen entdecken. Manche Kanadaganspaare führen sogar ausschließlich Graugansgössel!

 

Um das Verhalten dieser „Adoptivkinder“ zu erforschen, beringen wir regelmäßig diesen „fehlgeprägten“ Nachwuchs:

  • Verpaaren sich die adoptierten Graugänse mit Artgenossen oder mit Kanadagänsen?
  • Gibt es dabei Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gänsen?
  • Spielen dabei das Umfeld und das dortige Artenverhältnis eine Rolle?
  • Sind Kanadagänse mit Graugansgeschwistern auch auf Graugänse geprägt?
  • Verhalten sich adoptierte Graugänse mit Kanadagansgeschwistern anders als welche, die nur mit Graugansgeschwistern aufwachsen?

 

Wie entstehen denn nun Hybriden?

Bei Gänsen ist das „Flirten“ Männersache, das heißt der Ganter (männliche Gans) gewinnt einen Kampf bzw. vertreibt einen Rivalen und bewegt sich dann laut rufend (seinen Sieg verkündend) auf seine „Auserwählte“ zu. Entweder geht diese dann auf diese „Anmache“ ein oder sie verschwindet.

Der Ganter erkennt vom Äußerlichen nicht, ob die „Auserwählte“ Gans „normal“ oder fehlgeprägt ist. Daher verpaaren sich viele fehlgeprägte weibliche Graugänse mit Artgenossen.

Wenn jetzt allerdings der fehlgeprägte Ganter „flirtet“, versucht er in der Regel sein Glück bei weiblichen Kanadagänsen, da er ja auf diese geprägt ist. Dies scheint regelmäßig erfolgreich zu sein, da man ja mittlerweile viele solcher Mischpaare bzw. Mischfamilie beobachten kann.

Brütet nun so ein Mischpaar erfolgreich, entstehen solche Hybriden. Sie sehen meist aus wie bräunliche Kanadagänse; alles was bei Kanadagänsen schwarz ist, ist bei den Hybriden braun. Die Beine sind häufig grau, können aber auch mal nach der Graugans kommen und rosa oder orange sein.

Die meisten Hybriden halten sich später bei Kanadagänsen auf und verpaaren sich mit diesen. Seltener verpaaren sie sich mit Graugänsen. Allerdings scheinen sie sich nicht fortpflanzen zu können, da wir bisher keine erfolgreichen Bruten dieser Vögel feststellen konnten.

 

Arktische Gänse

Im Herbst und Winter kann man regelmäßig auch arktische Gänse beobachten. Entlang der Elbe rasten dann häufig Weißwangengänse (Branta leucopsis), Blässgänse (Anser albifrons) und gelegentlich auch Saatgänse (Anser fabalis). 

 

Im Herbst erscheinen regelmäßig junge arktische Gänse in den Parkanlagen, welche den Anschluss an ihre Familien verloren haben und sich dann Hamburger Graugänsen anschließen. Sie passen sich dann der geringen Fluchtdistanz der Gänse in den Parkanlagen an. Viele dieser jungen arktischen Gänse haben möglicherweise noch nie zuvor Menschen gesehen und noch keine schlechten Erfahrungen mit ihnen gemacht.

 

Regelmäßig schließen sich vor allem junge elternlose Blässgänse Graugansfamilien an und leben dann bis zum folgenden Frühjahr in ihren neuen Adoptivfamilien. 


Themenseiten des Projekts:

Projekt "Gans Hamburg"

Gänse in der Stadt

Vom Ei zur Gans

Gans in Gefahr

Das Wichtigste in Kürze