Themenseiten des Projekts:
Vom Ei zur Gans
Je nach Witterung beginnt ab Anfang März die Brutzeit. Die Mutter brütet, der Vater bewacht das Nest. Nach 28 Tagen schlüpfen die Gössel (Küken). Rund zwei Monate später sind sie flügge. Noch bis zum nächsten Frühjahr bleibt der Nachwuchs bei den Eltern und lernt dabei Zugrouten, Rastplätze und Gefahren kennen.
Je nach Witterung beginnt im Februar, in milden Wintern auch schon im Januar, die Balz der Graugänse. Die großen Trupps lösen sich auf und die Paare sind wieder unter sich.
Der Kampf - Jedes Jahr eine neue Rangordnung
Jedes Jahr wird die Rangordnung innerhalb einer Population neu ausgefochten. Auch ranghohe Ganter müssen sich jedes Jahr neu behaupten. Meist reichen jedoch Drohgebärden aus, um den Gegner zu vertreiben.
Treffen zwei scheinbar gleichstarke Ganter aufeinander, kommt es zum Kampf. Dabei verbeißen sich beide Kontrahenten im Nackengefieder des Gegners und schlagen mit den Flügeln aufeinander ein. Solche Kämpfe dauern in der Regel nur wenige Sekunden, doch sie können auch wesentlich länger sein und gelegentlich auch zu ernsteren Verletzungen führen.
Der Gewinner verharrt dann für kurze Zeit in der "Siegerpose", fliegt oder rennt dann aufgeregt zu seiner Partnerin, baut sich vor ihr auf und verkündet seinen Sieg lautstark, damit es auch alle hören.
Solche Kämpfte locken oft eine ganze Menge gefiederte Zuschauer an. Diese sind nämlich von allgemeinem Interesse, denn man möchte ja wissen wer da gerade "vermöbelt" wird und welche Verschiebungen es möglicherweise in der Rangordnung gibt.
Gans frisch „verliebt“
Im 3. Lebensjahr werden Graugänse geschlechtsreif. Die weiblichen Gänse verpaaren sich meist früher als ihre männlichen Artgenossen (Ganter). Denn bei den Gänsen ist das „Flirten“ Männersache! Zunächst verfolgt er seine Auserwählte auf Schritt und Tritt. Dabei senkt er den Kopf, sträubt das Nackengefieder und stellt die Flügel leicht hoch - ähnlich wie ein Schwan. Diese Balzhaltung wird "Koggenhaltung" genannt.
Nach dieser "Kennlernphase" folgt das "Aktive Flirten". Nach einem erfolgreichen Kampf kommt der Ganter dann auf seine Auserwählte zu und verkündet lautstark seinen Sieg. Entweder geht sie darauf ein oder sie verschwindet. Der Typ "Macho" ist gefragt!
Bis einer junger Ganter in der Lage ist einen Kampf zu gewinnen kann es schon etwas länger dauern. Daher verpaaren sich die weiblichen Graugänse oft schon im 2. Lebensjahr, kurz nachdem sie im Frühjahr ihre Eltern verlassen haben. Junge Ganter verpaaren sich meist erst ab dem 3. Lebensjahr.
Die Frauen haben "das Sagen"
Gänse sind „Gewohnheitstiere“ und wie unsere Beringungen zeigen, wollen die meisten weiblichen Graugänse ihren Nachwuchs dort aufziehen, wo sie einst selbst aufgewachsen sind.
Die Ganter dagegen verlassen meist ihre heimische Population und streifen umher, auf der Suche nach einer Partnerin. Oft lernen sich Graugänse im Frühjahr auf Rastplätzen kennen und die Ganter müssen dann ihrer Partnerin in deren Heimat folgen.
Gans neu? Lieber nicht!
Wenn ältere Gänse ihren Partner verlieren, versuchen sie in der Regel innerhalb ihrer Population einen neuen Partner zu finden.
Gänse sind halt „Gewohnheitstiere“ und was ihnen bekannt ist gibt ihnen Sicherheit und sie müssen sich nicht auf neue Gebiete / Gegebenheiten umstellen. Das ist sehr spannend, da sich solche neuen Paare häufig schon über Jahre kennen, teilweise auch nebeneinander (damals noch mit ihren ehemaligen Partnern) gebrütet haben oder in einem Verband gemeinsam den Nachwuchs großgezogen haben. Der neue Partner stammt daher in der Regel aus dem "Bekanntenkreis".
Feindliche Übernahmen
Verliert ein ranghoher Ganter seine Partnerin, sucht dieser sich oft eine ebenfalls erfahrene Partnerin, auch wenn diese bereits verpaart ist!
Dabei kommt es zu teils heftigen Kämpfen. Häufig reichen aber schon die Drohungen des ranghohen Ganters aus, um den eigentlich Partner zu vertreiben. Für die Gänsedamen macht es durchaus Sinn, sich mit den ranghöheren Ganter zu verpaaren, denn dieser garantiert mehr Sicherheit und Schutz für sie und ihren Nachwuchs.
Verliert eine ältere bruterfahrene weibliche Graugans ihren Partner, bleibt diese selten lange allein, denn es gibt offenbar kaum etwas Attraktiveres für Ganter. Oft verlassen Ganter ihre Partnerinnen, um sich mit einer solchen bruterfahrenen Gans zu verpaaren!
Je nach Witterung beginnen Graugänse zwischen Anfang und Ende März mit der Brut. Einzelne Paare fangen aber auch erst im April an zu brüten.
Graugänse brüten nur einmal im Jahr. Während der 28 tägigen Brutzeit werden zwischen 6 und 8 Eier gelegt, maximal 10. Das Brüten ist bei Graugänsen reine „Frauensache“. Die Aufgabe des Ganters ist es, das Nest vor Artgenossen und Feinden zu beschützen.
Nester werden meist auf Inseln oder an geschützten bewachsenen Uferbereichen, im Schilf oder unter Brombeeren oder Sträucher gebaut. Der Brutplatz muss gut gewählt werden, denn brütende Gänse sind eine leichte Beute für Füchse oder Wölfe, zudem stehen die Eier auf dem Speiseplan vieler weiterer Tiere, wie Wildschweinen, Waschbären, Möwen oder Raben.
Nur einzelne Paare brüten
Einige Gänse brüten entlang der Alsterkanäle. Diese erinnern vielfach an einen großen Auwald; einem ursprünglichen Lebensraum bzw. Brutplatz der Graugans. Da es nur eine gewisse Anzahl an geeigneten und sicheren Brutplätzen gibt, ist die Anzahl der Brutpaare begrenzt und nur die stärksten Gänse sind in der Lage, einen Brutplatz zu erobern. Es brütet daher immer nur einzelne Paare einer Gänsepopulation.
Gans oben
Aber es gibt auch einzelne Graugänse, welche auf Bäumen brüten. Dabei dienen meist alte Nester von Greifvögeln als Brutplatz oder breite Astgabeln alter Bäume. In den letzten Jahren konnten wir sogar Nester auf Dachterrassen entdecken. In Skandinavien brüten Graugänse gelegentlich an bewachsenen Felshängen an Gewässern und diese neuen Gebäude mit ihren teils bepflanzten Terrassen ähneln diesen möglicherweise.
Wetterabhängiger Bruterfolg
Da Graugänse bereits ab Anfang März brüten, sind einige Nester durch Frühjahrshochwasser bedroht, denn viele Brutplätze befinden sich an Regenrückhaltebecken. Ist der Frühling sehr nass kommt es regelmäßig vor, dass die gesamten Nester "absaufen".
Andersherum sind manche Populationen abhängig von Regen, denn viele Brutplätze befinden sich auch in Mooren und Sümpfen, welche ausschließlich von Regenwasser gespeist werden. Fällt zu wenig Regen, werden viele Brutinseln für Nesträuber zugänglich, bzw. ohne Wasser beginnen viele Gänse dann erst gar nicht mit der Brut.
Späte Wintereinbrüche können die Gänse zur Aufgabe der Nester zwingen oder Brutinseln durch die Eisbildung plötzlich für Füchse und Co. zugänglich machen.
Das Gelbe aus dem Ei
Je nach Witterung schlüpfen die meisten Gössel (Küken) zwischen Mitte und Ende April. Die Anzahl der Gössel ist von Paar zu Paar sehr unterschiedlich. Einige Paare führen jedes Jahr zwischen 4 und 6 Gössel, andere Paare immer nur 1 bis 2, was wir durch unsere Beringungen feststellen können.
Die Gössel werden nicht von ihren Eltern gefüttert, sondern „nur“ von ihnen geführt, beschützt und gewärmt. Daher muss der Nachwuchs wenige Stunden nach dem Schlupf sofort zur Nahrung, also zu den Grünflächen geführt werden.
Gans mobil
Viele Brutplätze bieten in der Stadt zwar einen guten Schutz für das Nest, aber oft nicht ausreichend Nahrung für die Gössel. Bei vielen Gänsepaaren liegt daher der Brutplatz oft weit von dem Ort entfernt, wo der Nachwuchs "großgezogen" wird.
Bereits einen Tag nach dem Schlupf verlassen viele Familien das Nest und den Brutplatz, um geeignete Grünflächen aufzusuchen.
Dabei legen die Familien innerhalb eines Tages oft mehrere Kilometer zu Land und zu Wasser zurück. Häufig müssen Straßen überquert werden, was man regelmäßig in den Verkehrsmeldungen verfolgen kann. Denn Straßen gab es früher nicht, die Tradition der Wanderungen schon.
Gans wenig Platz
Da die Gössel ja noch nicht fliegen können und sich aufgrund zahlreicher Gefahren nicht weit vom sicheren Wasser entfernen dürfen, benötigen die Familien flache „barrierefreie“ Ufer mit angrenzenden Wiesen oder Rasenflächen zur Nahrungssuche. Viele Ufer entlang der kanalisierten Alster und ihren Nebenarmen, sind durch hohe Mauern und Spundwände für den Gänsenachwuchs unerreichbar. Daher sammeln sich entsprechend viele Familien in bestimmten geeigneten Parkanlagen. Zudem ist man in einer größeren Gruppe besser vor Feinden geschützt.
Gans gefährdet
Der Gänsenachwuchs ist unzähligen Gefahren ausgesetzt. Gössel stehen auf dem Speiseplan vieler Tiere wie Fuchs, Marder, Fischotter, Wanderratte, Waschbär, Marderhund oder Wolf. Auch von Vögeln wie Seeadler, Möwen, Krähen und Raben werden sie regelmäßig erbeutet.
Die größte Gefahr ist allerdings das Wetter, denn bei nasskalter Witterung unterkühlen viele frisch geschlüpfte Gössel.
Mit rund zwei Monaten ist der Nachwuchs flügge. Dies ist je nach Schlupfdatum zwischen Mitte Juni und Anfang Juli der Fall. Im Sommer kann man die Jungvögel noch sehr gut durch ihr Jungendgefieder von ihren Eltern unterscheiden. Später sind die dunkle Schnabelspitze und die helle Brust (ohne schwarze Punkte oder Streifen) gut erkennbare Unterscheidungsmerkmale. Auch ihr „hohes“ Schnattern bzw. raues Piepsen verrät sie.
Gans anhänglich
Junge Graugänse verbringen das komplette erste Lebensjahr im Familienverband bei ihren Eltern und lernen übers Jahr hinweg Zugrouten, Rast- und Schlafplätze kennen. Erst im Frühjahr (Februar / März) trennen sich die Eltern von ihrem Nachwuchs. Dann beginnt die Balz und die Eltern dulden die Jungvögel nicht mehr in ihrer Nähe. Manche jungen Gänse verlassen freiwillig ihre Eltern, anderen muss nachgeholfen werden.
Themenseiten des Projekts:
Vom Ei zur Gans